01.11. - 14.11.21 Fuerteventura

Anfang November fahren wir zur Playa Concha bei El Cotillo. Auch hier ist wieder Badeurlaub angesagt, aber wir haben einen ganz speziellen Grund uns schon mal in diesen nördlichen Zipfel Fuerteventuras zu begeben. Vom 11. bis 14. November findet hier in der Gegend nämlich das 34. „Festival Internacional de Cometas“ statt. Dazu jedoch später mehr. 

Bis dahin genießen wir Strand, Meer und Sonne und ich gehe auch mal wieder auf Rockpool-Safari. In den sich bei Ebbe bildenden Gezeitenbecken sind hier an der Playa Concha nämlich sehr zuverlässig Meeresschnecken der Gattung Aplysia (Seehasen) zu finden. Allerdings haben sie eine sehr gute Tarnung und man muss schon genau hinschauen.

Zwischenzeitlich statten wir Gisela und Klaus in Lajares einen Besuch ab. U.a. machen wir gemeinsam mit Klaus eine Wanderung zum Calderon Hondo.

Der Calderón Hondo gehört zu den Volcanes de Bayuyo, die eine von Südwest nach Nordost ausgerichteten Reihe von Schlackenvulkanen bilden. Die letzte Eruption liegt rd. Fünfzigtausend Jahre zurück und vergrößerte Fuerteventura um ca.100 Quadratkilometer. Es handelte sich um eruptive Ausbrüche, die Blocklava erzeugten und auch heute noch werden die umliegenden Lavafelder „Malpais“ also „schlechtes Land“ genannt und scharfkantige Lavabrocken in allen Großen machen eine direkte Durchquerung zum Spießrutenlauf. Da hält man sich besser an die Wanderwege!

Blick vom Calderon Hondo kommend auf den Montana Colorada und Lajares.
Blick vom Calderon Hondo kommend auf den Montana Colorada und Lajares.

Wir fahren mit Klaus von Lajares ca. 1 km auf der Straße nach Majanicho und parken an der von hier abzweigenden Piste. Diese wäre zumindest die nächsten 2 km auch gut fahrbar, aber die Nutzung mit Kraftfahrzeugen ist verboten und so machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Wir lassen den Montana Colorada rechts liegen und wandern am Fuß des Calderon Hondo entlang. Nach einiger Zeit geht es immer stärker bergauf, bis wir die kleine Aussichtsplattform am Kraterrand in rd. 278 Meter Höhe erreicht haben.

An der in den Kraterrand des Calderon Hondo gebauten Aussichtsplattform.
An der in den Kraterrand des Calderon Hondo gebauten Aussichtsplattform.

Von hier bietet sich ein spektakulärer Blick in den Vulkantrichter und auf die umliegenden Berge bis zur Küste. Man kann am Kraterrand entlang wandern und so die gesamte Caldera umrunden. Da es aber sehr windig ist verzichten wir darauf und folgen nach dem Abstieg dem Rundwanderweg, der uns entlang des Montana Colorada wieder zu unserem Ausgangspunkt zurückbringt.

Blick in den Krater des Calderon Hondo
Blick in den Krater des Calderon Hondo

In den nächsten Tagen erscheinen immer mehr Drachenflieger mit ihren fantasievollen Einleiner Showdrachen an der Playa Concha. Das Wetter ist für Badegäste wie Drachenflieger gleichermaßen optimal - blauer Himmel und stetiger, leichter Wind. Und so fliegen riesige Sonnenblumen oder ein gewaltiger Blauwal direkt über unserer Strandmuschel. Es werden von Tag zu Tag mehr und es ist eine schöne Abwechslung, zum Strandalltag die bunten Giganten zu beobachten.

Vorboten des Drachenfestivals über der Playa Concha
Vorboten des Drachenfestivals über der Playa Concha

Aber nicht nur große, bunte Drachen sind an der Playa Concha zu beobachten. Ganz nah an unserem Auto entdecke ich einen kleinen, ungemein gut getarnten Gesellen, den ich in all den Monaten auf den Kanaren bislang noch nie zu Gesicht bekommen habe. Die Rede ist vom Triel (Burhinus oedicnemus), einem etwa rebhuhngroßen Vogel. Er ist ein Meister der Camouflage und eigentlich nur in Bewegung oder durch Zufall zu entdecken zumal er ein nachtaktiver Vogel ist. Er ist meist zu Fuß unterwegs und fliegt nur im absoluten Notfall auf.

Am 11.11. ist es dann soweit und die Eröffnung des 34. internationalen Drachenfestes findet an der Playa Concha statt. Nur leider fehlt etwas ganz Entscheidendes – der Wind! Als auch nach einiger Zeit nur einige recht kleine Drachen es überhaupt in die Luft schaffen, entscheiden wir uns nach Corralejo zum Einkaufen zu fahren und auf die folgenden Tage zu hoffen.

 

Um nach Corralejo zu gelangen nehmen wir die 19 km lange Piste entlang der Nordküste. Hätten wir uns aber auch sparen können, denn das Wetter ist sehr bewölkt und die Piste deutlich schlechter als beim letzten Mal. Außerdem sind wir sie inzwischen mehrfach gefahren und so gibt es nicht mehr viel Neues zu entdecken. Auch die sogenannten Popkornstrände die von kleinen, weißen Algenskeletten bedeckt sind haben wir schon beim letzten Mal ausgiebig erkundet.

Corralejo - Hafen und Uferpromenade
Corralejo - Hafen und Uferpromenade
Drache aus Sand, Sandfigur

In Corralejo angekommen machen wir einen Spaziergang entlang der Uferpromenade und schauen auch mal kurz an das Fährterminal, da wir direkt nach dem Drachenfestival nach Lanzarote übersetzen werden.

 

Als Tipp für andere Reisende führen wir hier noch die BP Tankstelle am Ortseingang von Corralejo auf. Sie liegt an der FV-1 (28°43'44.02''N, 13°52'33.07''W) und bietet ein vorbildliches Ent- und Versorgungssystem für Womo´s. Grauwasser kann über eine Rinne und Schwarzwasser in einem Schacht entsorgt werden (beides kostenlos, an der Straßenseite gelegen). Für einen Euro gibt es Frischwasser und die Waschanlage hat u.a. eine oben offene Kabine mit Leiter, die auch für höhere Womo´s geeignet ist.

Dünen, Strand, Fuerteventurat, Blick auf Lanzarote

In Erwartung des Drachenfestivals übernachten wir die erste Nacht direkt an der Straße durch die Dünen (FV-104). Das ist zwar schön, um die Abendstimmung und den Sonnenuntergang in dem wüstenähnlichen Gebiet zu erleben und auch die Sicht nach Lanzarote ist so klar wie wir sie noch nie erlebt haben. Aber der früh am Morgen einsetzende Straßenverkehr ist äußerst störend und so ziehen wir es vor, die kommenden Nächte wieder auf dem Parkplatz an dem großen Hotel zu verbringen.

Ein Sonnenuntergang wie ein Feuerstürm über der Wüste.
Ein Sonnenuntergang wie ein Feuerstürm über der Wüste.

Am 12.11. ist der erste Veranstaltungstag des 34. „Festival Internacional de Cometas“ in den Dünen von Corralejo. Genauer gesagt am Strandabschnitt Playa del Dormidero (El Burro). Das ist dort, wo fast am Ende der Dünen die Straße sich wieder dem Meer annähert. Der Tag beginnt sonnig aber leider wieder mit sehr wenig Wind. Ich hätte übrigens nie gedacht, dass ich mich mal darüber beklagen würde, dass es auf Fuerte zu wenig Wind gibt ;-))

 

Wir legen uns an den Strand – da hat der fehlende Wind ja immerhin seine Vorteile – und harren der Dinge. Am Nachmittag frischt der Wind auf und alle Drachen, die fliegen sollen tun das auch. Nur leider hat sich die Bewölkung so verdichtet, dass von dem strahlend blauen Himmel nichts mehr übriggeblieben ist. Als Fotohintergrund leider nicht mehr so gut geeignet.

34. „Festival Internacional de Cometas“  2021, Drachenfestival, Fuerteventura

Also setzen wir wieder mal auf den kommenden Tag und werden für unsere Beharrlichkeit belohnt. Heute stimmt alles! Der Himmel ist blau, der Wind optimal und die Vielfalt der Drachen umwerfend. Heute ist der Besucherandrang noch größer und nach kurzer Zeit ist die FV-104 auf rd. 10 km Länge beidseitig komplett zugeparkt.

In den Dünen herrscht Volksfeststimmung. Für die Kinder sind Hüpfburgen aufgebaut und es werden Bastelworkshops angeboten. Was wird gebastelt? Drachen natürlich! Ein Discjockey spielt von Klassik bis Pop alles Mögliche und die Menschen wandern strahlend und staunend unter den vielfältigen am Himmel tanzenden Drachen hindurch. Es ist einfach ein Gute-Laune-Event, der gerade in dieser Zeit unglaublich guttut. Ganz viele Menschen machen etwas einfach nur aus Spaß und um Freude zu bereiten und noch mehr Menschen kommen und genießen staunend mit. Herrlich!!!

„Festival Internacional de Cometas“  2021, Drachenfestival, Fuerteventura

Der absolute Höhepunkt des Tages ist dann der Umzug einer gewaltigen dreiköpfigen weißen Hydra, die in der Tradition chinesischer Drachen durch das Publikum getragen wird. Begleitet wird der weiße Drache, der auch schon mal nach einem über ihm fliegenden Artgenossen „schnappt“, von einer Batucada Band, deren Sound den Sand vibrieren lässt. Immer wieder kniet sich einer der Drachenträger hin und senkt seinen Drachenkopf hinab zu den begeisterten Kinderhänden. Spätestens jetzt sind nur noch strahlende Gesichter zu sehen. (Weitere Infos zum jährlich stattfindenden Drachenfest www.corralejokitefest.com)

34. „Festival Internacional de Cometas“  2021, Drachenfestival, Fuerteventura, weißer Drache, Hydra, Batucada Band
34. „Festival Internacional de Cometas“  2021, Drachenfestival, Fuerteventura, weißer Drache, Hydra, Batucada Band

Da der nächste Tag wieder mit Flaute und Wolken beginnt, beschließen wir, genug Drachen gesehen zu haben und begeben uns zum Fähranleger nach Corralejo. Von dort nach Playa Blanca fahren bis zu fünf mal täglich zwei Fährgesellschaften, nämlich Armas und Fred Olsen. Preislich tun sie sich nicht viel und wir buchen einfach die nächste auslaufende Fähre in diesem Fall Armas (85 Euro). Da die Armasfähre größer ist als das Schiff von Fred Olsen ist die Auffahrt einfacher und wir müssen nicht zwischen die engen gelben Säulen manövrieren. Das hat auch etwas.

Meer, Schiffe, Vulkan, Corralejo, Fuerteventura